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Die bayrische Pfalz ist immer für (philatelistische) Überraschungen gut
Die linksrheinischen bayrischen Gebiete – auch als Rheinkreis bezeichnet – sind heute der südliche Teil von Rheinland-Pfalz. Bayrisch war die Pfalz – oder wie man in der Pfalz sagen würde: Bayern war pfälzisch – mindestens seit den Tagen Liselotte von der Pfalz, eine Wittelsbacherin, welche die Schwägerin des Sonnenkönigs war. Die paar Jahre als die Pfalz unter Napoleon französisch und anschließend österreichisch war, übersieht der Bayer im Pfälzer gerne.
Während der gesamten Markenzeit des Königreiches Bayerns, das heißt ab dem Schwarzen Einser bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, war die Pfalz ein integraler Bestandteil des Königreiches, das heißt Stempel aus Kaiserslautern oder Ludwigshafen, aus Speyer oder Pirmasens kommen auf diesen Marken genauso vor, wie Nürnberg oder München.
In bayrischen Zeiten gab es in Otterberg wenige Kilometer nördlich von Kaiserslautern gelegen ein Amtsgericht, in dessen Gebäude heute die Grundschule untergebracht ist. Und in diesem Amtsgericht hat vielleicht der Brief – konkreter: „die portopflichtige Dienstsache“ – ihren Ursprung gehabt, die einstmals von den hier gezeigten Pärchen geziert wurde. Für den Sammler, der nur flüchtig mit Bayern vertraut ist,
sieht dies wie eine „normale“ 20 – Pfg Frankatur aus – Inlandsbrief über 15 gr. oder einfacher Auslandsbrief, nichts wirklich Besonderes. Sollte die 10 Pfg Marke (das Porto für einen einfachen Inlandsbrief) nicht nach UPU-Regeln rot sein? Und damit sind wir auf der richtigen Spur: wir haben hier nicht die normalen Freimarken, die in dieser Wertstufe tatsächlich rot sind, sondern Portomarken (für portopflichtige Dienstsachen), denen der rote Aufdruck „Vom Empfänger zahlbar“ fehlt.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dieses Pärchen trotz des fehlenden Aufdrucks als Portomarken verwendet worden – die graue Farbe der Marken signalisierte den Postbeamten genauso wie dem kundigen Philatelisten die Portomarke. Der Aufdruck ist recht klein und kann leicht übersehen werden bzw. es kann übersehen werden, wenn er nicht vorhanden ist.
Von der Michelnummer 9 (Wasserzeichen senkrechte Wellen) sind ohne den Aufdruck nur Verwendungen aus Otterberg bekannt. Das angebotene Pärchen ist die größte bekannte Einheit dieser Abart, wurde erstmals 1908 bei Gilbert & Köhler in Paris versteigert und wird in unserer Oktober-Auktion angeboten.
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