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2022 – KW 35

Die 100 Lire Fälschung aus Buenos Aires

Fälschungen und Betrug begleiten die Post schon länger als es Briefmarken gibt. Das Versenden von Post war immer ein kostspieliges Vergnügen und so suchten findige Köpfe nach Möglichkeiten zu sparen.

Dass in Argentinien eine große Gemeinschaft italienischer Auswanderer lebt ist nicht erst seit Papst Franziskus bekannt – und das Migranten versuchen Kontakt zur Familie in der Heimat zu halten ist auch kein Geheimnis. Bis August 1949 subventionierte die argentinische Regierung Geldüberweisungen von italienischen Einwanderern nach Italien sehr erheblich durch einen günstigen Umtauschkurs. Die regelmäßigen Überweisungen in die Heimat waren für viele Familien im ländlichen Süden Nachkrieg-Italiens die wichtigste, oft einzige, Einnahmequelle – bis diese wegfielen beziehungsweise massiv teurer wurden.

In dieser Situation trat Francesco Percivalle in Buenos Aires auf den Plan, der schon 1945/46 in Amantea in der Provinz Cosenza mit dem Überdrucken von (echten, postgültigen) 25 c Marken mit einem (falschen) Aufdruck „2 Lire“ gute Gewinne zu Lasten der italienischen Post gemacht hatte.

Percivalle beauftragte in Buenos Aires einen Drucker „Souvenir-Blöcke“ für eine (vorgebliche) Internationale Briefmarkenausstellung in Mailand zu drucken, die jeweils vier Exemplare der 1946 erschienenen 100 L Democratica enthielten. Diese Blöcke – oder vielleicht auch nur die Marken daraus – verkaufte er in Buenos Aires an italienische Arbeiter, die somit wissen konnten, dass es sich um Fälschungen zu Lasten der italienischen Post handelte.

Für Percivalle war damit das Geschäft aber noch nicht zu Ende: er kaufte den Arbeitern auch die Umschläge ab, die mit diesen Marken frankiert waren – und brachte sie als Postfälschungen in den philatelistischen Markt.

Wie viele Fälschungen zum Schaden der Post ist auch hier die Fälschung gesuchter als die Originale von der Post. Ein gebrauchtes Pärchen bieten wir in der Oktober-Auktion für kleines Geld an, denn wirklich selten sind diese Fälschungen nicht – aber man kann eine spannende Geschichte über sie erzählen.

Los 3941 aus unserer 54. Auktion.

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